Gedanken zum Muttertag

Mutter zu sein ist eine der herausforderndsten Rollen im Leben. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Dabei wachsen nicht nur die Kinder. Man wächst auch selbst - und manchmal sogar über sich hinaus.

Mütter – und das gilt natürlich gleichermaßen für Väter - sind wichtig: für die Kinder, für die Gesellschaft und auch für Unternehmen. Denn Eltern lernen in ihrer Rolle viel über sich selbst und haben ein weites Übungsfeld, ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln. Kinder stellen ihre Eltern fast täglich auf eine harte Geduldsprobe. Sie entwickeln sich in ihrer eigenen Geschwindigkeit, es dauert so lange wie es dauert. Wenn sie dann soweit sind, entwickeln sie eine anstrengende Ausdauer. Kinder leben im Hier und Jetzt. Sie können sich völlig vertiefen in ihr Spiel – im Management-Jargon würde man diesen Zustand wohl „Flow“ nennen. Sie sind im Flow und wir wollen essen oder haben einen wichtigen Termin. Das ist doch den Kindern egal. Da können sie ziemlich „egoistisch“ sein, gerade in der für alle Eltern sehr herausfordernden Phase, in denen Kinder ihr Ich entdecken. Und diese Phase kommt immer wieder. Die ganze Welt dreht sich um das Kind – also aus seiner Perspektive. Da kommen Eltern so manches Mal an ihre Grenzen der Geduld und der Gelassenheit. Dabei erfahren sie die Macht der bedingungslosen Liebe – und zwar auf beiden Seiten. Wie schnell ist doch alles vergessen, wenn sich zwei kleine Ärmchen um einen schlingen und ganz fest drücken. Ich habe mir immer wieder mal anhören müssen, dass es mutig sei, in „eine solche Welt“ drei Kinder zu setzen. Es schwang der leichte Vorwurf der Verantwortungslosigkeit mit. Es kam ja sogar mal die provokante These auf, dass der Verzicht aufs Kind die wirksamste Klimaschutzmaßnahme sei. Ja, es erfordert Mut, Kinder in die Welt zu setzen, sie zu erziehen, ihnen den Weg in eine gute Zukunft zu ebnen. Gleichzeitig fördert es aber auch die Demut. Denn Eltern stellen ganz oft ihre eigenen Interessen hinter denen der Kinder zurück. Sie lernen, dass sie nicht alles steuern können. Sie lernen, Dinge zu akzeptieren und irgendwann auch loszulassen.  Mutter oder Vater zu sein, ist eine herausfordernde Lebensaufgabe. Es gibt viele Höhen und Tiefen. Es gibt schöne Momente und es gibt schwierige Zeiten. Es gibt bereichernde Tage und schlaflose Nächte. Es ist schön, die Kinder wachsen zu sehen und sie in ihrer Entwicklung zu begleiten. Sie sind ein Teil von einem selbst und in so manchem erkennt man sich wieder. Sie halten einem den Spiegel vor und sind gnadenlos ehrlich. Als Eltern sieht man nicht nur den Kindern beim Wachsen zu, sondern man wächst auch selber. Und vielleicht darf man irgendwann die Rolle als Großeltern genießen. Schon allein deshalb lohnt sich der Mut, Kinder in die Welt zu setzen – und auch das weiß ich aus eigener Erfahrung.