Lernchancen aus der Covid-19-Krise

Vor fünf Monaten war die Welt noch in Ordnung - zumindest dachten wir das. Das Virus war jedoch bereits mitten unter uns. Seitdem ist viel passiert und unser Alltag hat sich verändert.

Die Mund- und Nasenbedeckung gehört mittlerweile zu unserem Alltag, genauso wie die täglichen Corona-Ticker. Die heimischen Urlaubsgebiete sind überfüllt, Reisen ins Ausland nach wie vor eingeschränkt. Die Wirtschaft leidet unter massiven Umsatzeinbrüchen und so mancher Kleinbetrieb kämpft ums Überleben. Die Angst vor einem Aufflammen der Infektionen im Herbst ist groß und vielen wird die Verletzlichkeit des erreichten Wohlstands bewusst.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Unsere eingefahrenen Muster und Einstellungen garantieren schnelle Handlungsfähigkeit und geben Sicherheit. Bei ungewohnten Situationen bewirken sie jedoch oft gerade das Gegenteil: sie lähmen uns, erzeugen Angst und Stress. Eine achtsame innere Haltung kann uns helfen, in der Krise auch die Chancen zu sehen, gewohnte Muster in Frage zu stellen und neu zu betrachten. Diese Lernchancen bietet die aktuelle Krise:

Lernchance: Akzeptanz und Geduld
Ein winziges Virus zeigt uns, dass wir nicht alles kontrollieren und beeinflussen können. Die Situation ändert sich von Moment zu Moment und wir müssen mit dem zurechtkommen, was ist. Dabei hilft es meist nicht, etwas erzwingen zu wollen. Geduld ist eine oft unterschätzte Tugend. Vielleicht können wir daraus mitnehmen, dass wir jeden gegenwärtigen Moment so akzeptieren, wie er ist und dass Dinge ihre eigene Zeit brauchen.

Lernchance: Sinn und Werte leben
Familien rücken näher zusammen, Freundschaften sortieren sich, Gesundheit erhält einen neuen Stellenwert. Weniger Abgase, weniger Lärm, weniger Staus. Wir haben jetzt die Chance zu erkennen, was und wer wirklich wichtig ist im Leben. Vielleicht suchen wir in unserem Tun vermehrt den Sinn und leben unsere Werte bewusster.

Lernchance: Nicht urteilen und bewerten
Unsere ständigen Bewertungen verstärken den täglichen Stress. Wir bewerten unbewusst alle Dinge, Menschen und Ereignisse, wir denken in Kategorien wie gut oder schlecht. Vielleicht gelingt es uns, manches aufmerksamer zu beobachten, ohne gleich zu bewerten.

Lernchance: Offen für neue Erfahrungen
Es kommt immer auf den Menschen an - gerade in digitalen Zeiten. Es gibt viele innovative Ideen, sich selbst und anderen zu helfen. Die digitale Welt ist so gut wie die Menschen, die sie gestalten und nutzen. Vielleicht haben wir unseren Blick für die digitale Welt geweitet, wenn wir sie offen, kreativ und innovativ zum Wohle aller nutzen.

Lernchance: Dankbar sein
Mit dem Blick auf die Geschehnisse in der Welt haben die meisten Menschen bei uns während der Pandemie unser sicheres und soziales System zu schätzen gelernt. Vielleicht haben wir erkannt, wofür wir dankbar sein können und schätzen jetzt mehr, was wir bisher als selbstverständlich erachteten. Das gilt für die kleinen und die großen Dinge des Lebens.

Lernchance: Loslassen und sein lassen
In einer Welt, in der "keine Zeit" schon fast zum Statussymbol gehört, ist es für viele Menschen eine neue Erfahrung, plötzlich "Zeit zu haben". Unsere Freizeit ist wie der Arbeitsalltag mit Aktivitäten gefüllt. Es gilt, gewohnte Aktivitäten sein zu lassen, Gewohnheiten loszulassen und unsere Sorgen zuzulassen. Vielleicht haben wir für uns erkannt, dass es uns gut tut, manches einfach sein zu lassen - vom Modus des Tuns in den Modus des Seins zu kommen.

Keiner weiß, wie lange uns die Covid-19-Krise noch begleiten wird. Wir wissen aber, dass sie unser Leben auf den Kopf stellt, weil sie bewährte Gewohnheiten, Muster und Überzeugungen verändert. Vielleicht liegt aber genau darin unsere Chance, Altbewährtes zu hinterfragen und neu zu denken.

Ich glaube, dass Achtsamkeit uns helfen kann, mit den Veränderungen sinnvoll umzugehen. Achtsam zu sein bedeutet, den Fokus auf das Hier und Jetzt zu legen. Beobachten, ohne zu urteilen und zu bewerten. Neugierig und offen jeden Moment bewusst wahrzunehmen, statt sich über Vergangenes zu ärgern oder über Zukünftiges zu grübeln. Geduld, Akzeptanz, Dankbarkeit und Vertrauen zu kultivieren. Damit lernen wir, auch mit Stress- und Krisensituationen gelassener umzugehen und die Lernchancen zu nutzen.

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