Lass mich langsamer werden...

Urlaubszeit – Zeit, die Seele baumeln zu lassen, zu entspannen, langsamer zu werden. Raus aus dem Hamsterrad, dem Funktionieren müssen, der Geschwindigkeit des Alltags und rein in die Hängematte, die Muße und die Langsamkeit der freien Zeit.

Mein Einstieg in die Langsamkeit der Urlaubszeit ist seit Jahren ein Schweige-Retreat - dieses Jahr am Benediktushof bei Würzburg. Ein kompletter Rückzug aus dem Alltag nach arbeitsreichen fünf Monaten. Stille. Nichts entscheiden, sich um nichts kümmern, nichts tun – einfach mit dem sein, was ist. Ein intensives „Trainingslager“ mit Meditation im Sitzen, Gehen und in Bewegung.  Ich werde oft gefragt, wie das so ist bei einem solchen Retreat, was das bringen soll und manche machen sich darüber lustig. Ehrlich gesagt, ist es gar nicht so einfach zu beschreiben, was da passiert - äußerlich und innerlich. Es ist eine tiefe Erfahrung und ich denke, dass dabei jede Person etwas anderes erfährt und erlebt. Für mich war es eine bereichernde Zeit, in der ich innere Ruhe und Klarheit erfahren habe. Mein Tempo ist immer noch langsamer und ich merke, es tut mir gut.

Vielleicht tut es auch Ihnen gut, es etwas langsamer anzugehen: Nicht „schnell“ noch was essen, oder duschen, oder jemanden anrufen - sondern ganz bewusst und langsam zu essen, zu duschen oder anzurufen, mit voller Aufmerksamkeit und mit so viel Zeit wie es eben dauert. Wie viele Dinge rauschen einfach an uns vorbei. Was alles nehmen wir gar nicht mehr bewusst wahr. Die Urlaubszeit eine Chance, Dinge langsamer anzugehen und bewusster zu erleben. Vielleicht beginnen Sie damit, langsamer zu gehen...

Lass mich langsamer gehen,
entlaste das eilige Schlagen meines Herzens
durch das Stillwerden meiner Seele.

Lass meine hastigen Schritte stetiger werden
mit dem Blick in die Weite der Ewigkeit.

Gib mir inmitten der Verwirrung des Tages
die Ruhe der ewigen Berge.

Löse die Anspannung meiner Nerven und Muskeln
durch die sanfte Musik der singenden Wasser,
die in meiner Erinnerung lebendig sind.

Lass mich die Zauberkraft des Schlafes erkennen,
die mich erneuert.
Lehre mich die Kunst
des freien Augenblicks.

Lass mich langsamer gehen,
um eine Blume zu sehen,
ein paar Worte mit einem Freund zu wechseln,
einen Hund zu streicheln,
ein paar Zeilen in einem Buch zu lesen.

Lass mich langsamer gehen und gib mir den Wunsch,
meine Wurzeln tief in den ewigen Grund zu senken,
damit ich empor wachse
zu meiner wahren Bestimmung.

(Autor unbekannt, aus Afrika)