Weniger Stress im neuen Jahr? Wie das gelingen kann …
Haben Sie sich für das neue Jahr etwas vorgenommen? Weniger Stress? Mehr für die Umwelt tun? Mehr Zeit für die Familie? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. Laut einer Umfrage im Auftrag der DAK sind dies für 2023 die wichtigsten Vorsätze der meisten Menschen in Deutschland. Das waren sie im Jahr 2020 auch schon, nur dass sich noch mehr Menschen weniger Stress wünschen.
In meinen Trainings und Coachings höre ich oft solche „Ziele“. Viele möchten weniger Stress und mehr Zeit für die wichtigen Dinge. Es liegt jedoch nicht an der Zeit. Die Zeit ist da – und ich entscheide in jedem Moment, was ich jetzt mache. Putze ich die Wohnung, schreibe ich noch drei E-Mails oder spiele ich mit meinem Kind? Oder mache ich vielleicht sogar alles gleichzeitig? Kaufe ich verarbeitete Lebensmittel im Discounter oder Gemüse auf dem Markt? Fahre ich mit dem Auto, dem Bus oder mit Fahrrad in die Stadt?
Die Umsetzung von Vorsätzen besteht also aus vielen kleinen Entscheidungen, die ich treffe. Dabei geht es immer wieder um die Frage: „Was will ich wirklich?“ und „Was ist jetzt wichtig?“. Natürlich kann ich planen, was ich morgen mache. Ob ich das jedoch wirklich umsetze, entscheide ich dann morgen – also wieder JETZT.
Wie oft höre ich „…aber ich muss doch!“. Nein, müssen Sie gar nichts. Sie entscheiden sich für oder gegen etwas – und jede Entscheidung hat ihren Preis. Wenn Sie Verantwortung für Ihr Handeln und ihre Entscheidungen übernehmen, ist das manchmal unbequem und kostet Energie. Es schafft aber Freiheit. Die innere Freiheit, in jedem Moment ganz bewusst zu entscheiden, was Sie jetzt tun – oder nicht tun. Wir sind so oft im Autopiloten, fühlen uns getrieben von eigenen und fremden Ansprüchen, unbewussten Glaubenssätzen, Einstellungen, Bewertungen. Das spart einerseits Energie, andererseits schränkt es uns ein und hindert uns daran, unsere Vorsätze umzusetzen. Wir wissen im Grunde, wie wir den Stress reduzieren können, wie wir uns umweltbewusst verhalten, wie wichtig soziale Kontakte und die Familie sind. Wir setzen jedoch das, was wir wissen, nicht in Verhalten um. Wir habe kein Wissensproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.
Wie gelingt es uns also, in die Umsetzung zu kommen? Ganz einfach: Treffen Sie die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment – ganz bewusst. Die richtige Entscheidung ist das, was ich wirklich von Herzen will und womit wir Gutes tun - für einen Menschen, der gerade da ist oder für uns selbst. Der richtige Moment ist JETZT - das ist der einzige Moment, der uns zum Handeln gegeben ist. Und immer, wenn Sie denken „Ich muss doch…“, ersetzen Sie diesen Gedanken durch „Ich entscheide mich, …“ oder „Ich will …“. Nehmen Sie das Heft in die Hand und überlegen Sie in jedem Moment: „Wer oder was ist jetzt wichtig?“ Dabei kann die Frage helfen: „Wenn ich nur eine wichtige Sache erledigen könnte, welche wäre das?“
Was auch helfen kann, sind Routinen. Sie wollen weniger Stress? Dann beginnen Sie den Tag mit einer achtsamen Morgenroutine, etablieren Sie feste Pausenzeiten oder beenden Sie den Tag mit einem Spaziergang, bei dem Sie ganz bewusst beim Gehen sind. Sie möchten sich umweltbewusster verhalten? Dann machen Sie es zur Routine, nur noch am Wochenende Fleisch oder Wurst zu essen. Oder das Auto einen Tag in der Woche stehen zu lassen. Sie möchten mehr Zeit mit der Familie oder Freunde verbringen? Dann ernennen Sie den Mittwoch von 18 - 19 Uhr zum Spieleabend mit den Kindern oder den Samstag von 15 - 17 Uhr zum Wandernachmittag. Routinen - also Dinge am gleichen Ort zur gleichen Zeit mit den gleichen Menschen zu tun - sparen Energie und sind somit leichter umsetzbar.
Noch ein Tipp zum Schluss: halten Sie Ihre Ziele klein und Ihre Träume und Visionen groß. Nehmen Sie sich etwas weniger konkret vor als sie glauben durchhalten zu können. Vielleicht machen Sie eine kleine „Challenge“ für sich daraus. Damit trainieren Sie Disziplin und Durchhaltefähigkeit. Wenn Sie also täglich 30 Minuten meditieren möchten, dann fangen Sie mit 5 Minuten täglich an - das aber ganz konsequent für 10 Tage - am gleichen Ort zur gleichen Zeit. Wenn Sie das schaffen und merken, wie gut es ihnen tut, dann erhöhen Sie die „Dosis“. Das können Sie auch mit allen anderen Übungen machen, die Ihnen helfen, den täglichen Stress zu reduzieren. Gehen Sie in der Mittagspause konsequent 10 Minuten spazieren für 10 Tage - zur gleichen Uhrzeit den gleichen Weg. Achten Sie dabei bewusst auf Ihre Gedanken, fokussieren Sie sich auf Ihre Schritte oder auf das, was Sie sehen, was Sie hören oder riechen. Trainieren Sie, Ihren Fokus zu lenken und ganz bei sich zu sein. Das nennt man Achtsamkeit und ist eine Übung, langfristig den Stress zu reduzieren.
Achtsamkeit lehrt uns, jeden Moment des Lebens bewusst wahrzunehmen, ohne zu bewerten. Damit gelingt es, aus der Stressspirale auszusteigen, weil Stress meist durch bewertende Gedanken entsteht. Erst wenn wir denken, dass uns etwas nervt, wir etwas nicht schaffen, wir unter Druck sind, … entsteht Stress. Wenn wir unsere Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen mit Distanz betrachten können, ohne diese zu bewerten, gewinnen wir die innere Freiheit, unsere Handlungen bewusst zu wählen. Achtsamkeit ist ein mentales Training, das die Aufmerksamkeit schult und Denk- und Verhaltensmuster bewusst macht. Wie bei jedem Training, braucht es Ausdauer und Geduld.
Ich wünsche Ihnen für das neue Jahr, dass Sie mit Leichtigkeit und Gelassenheit durchs Leben gehen, dass Sie gesund und glücklich leben - von Moment zu Moment. Ich wünsche Ihnen auch, dass Sie die richtigen Entscheidungen treffen, um Ihren Stress zu reduzieren. Damit helfen Sie nicht nur sich, sondern auch Ihren Mitmenschen und der Umwelt. Denn nur, wenn es uns selbst gut geht, können wir auch Gutes tun. Bei allen Krisen um uns herum, lassen Sie uns zuversichtlich in das Jahr 2023 blicken und uns bewusst machen, wofür wir dankbar sein können. Neben all dem Leid gibt es viel Freude und Schönes im Leben. Bewahren wir uns den Blick dafür.